Jedes Jahr am letzten Freitag im Oktober, treffen sich die tschechischen Bekenner der Mokoš, um zusammen das Fest der slawischen Göttin zu begehen. Die Feierlichkeit findet auf einem bewaldeten Hügel abseits des ostböhmischen Dorfes Mokošín, zwei Kilometer südlich der Stadt Přelouč statt. Die „Götzendiener“ pflegen nachmittags zu kommen, ihre Zelte aufzubauen und in freundlichen Gesprächen oder in selbstständiger Beschaulichkeit den Anfang zu erwarten.
Den Namen Mokošín kann man als Hain, Hof oder Gut der Mokosch verstehen, obwohl auch andere Deutungen möglich sind. Alte Chroniken schweigen über den altheidnischen Kult im Ort. Umso mehr freut uns, dass die hiesige Bevölkerung sich inzwischen an unseren Festen beteiligt. Das Grundstück gehört einem befreundeten Landmann. Ein Nachteil ist, daß es hier keinen Trinkwasser gibt, ein großer Vorteil ist hingegen, daß seit 2007 dort eine Abgöttin aus Lindenholz steht. Nach Mokošín fahren wir seit 2003.
Die Zeremonie beginnt beim Dunkelwerden. Ein Lied an Mokoš singend, schreiten wir zur Opferstelle. Den Weg zum Idol beleuchten wir mit Fackeln. Wir schließen einen Kreis und die Priesterinnen fangen an zu beten. Ein Helfer umrundet dann den Kreis, um die Ahnen zum Opfer einzuladen. Die Leute bringen Körner, Schafwolle oder ein anderes Attribut der zu ehrenden Gottheit dar. Beim Mettrinken darf jedermann etwas in seiner slawischen Sprache beten. 2014 wurden erstmal deutsche Worte gehört und übersetzt, als Baal Müller seinen Gruß vom altwendischen Land brachte.
Nach dem Gottesdienst kehren wir zum Feuer zurück, um zu schmausen. Jeder bringt eine kleine Speise oder eine Flasche Honigwein für die anderen mit und die Gastgeber kochen Weizenbrei mit Zwiebeln im großen Kessel. Wenn wir Glück haben, erheitern uns böhmischer Zdeslav oder mährische Jeducha mit ihrer Musik. Wenn nicht, singen wir allein.
Morgens nach der Frühstück klingt das Fest mit einem volkstümlichen Spiel gegen Stare (tlučení špačků) aus. Ein bespitzter Bolzen wird mit einem Keulenschlag in die Luft geworfen und dann noch einmal (falls man gewandt ist) in die Weite. Die Hiebe gegen die Erde haben einen andächtigen Sinn. Der starke physische Kontakt mit ihr gilt als unsere Ehrenbezeigung.